Zweites Interview mit Stadt-Rätin Wiebke Richter in einfacher Sprache
Fragen an Wiebke Richter
Dieser Text ist ein Interview.
Interview spricht man:
Inter-wiu.
In einem Interview stellt eine Person Fragen.
Und eine andere Person beantwortet die Fragen.
Wiebke Richter ist Bezirks-Rätin.
Das heißt:
Sie ist Teil vom Bezirks-Tag im Bezirk Oberpfalz.
Ein Bezirk ist ein wichtiges Amt.
Bayern hat 7 Bezirke.
Also gibt es auch 7 Ämter.
Jeder Bezirk ist für einen anderen Teil vom Bundes-Land Bayern
zuständig.
Zum Beispiel ist die Oberpfalz ein Bezirk.
Der Bezirk bezahlt viele Hilfen für Menschen mit Behinderung.
Der Bezirk ist also ein wichtiges Amt.
Der Bezirk bezahlt vor allem die Hilfen aus der Eingliederungs-Hilfe.
Die Eingliederungs-Hilfen sind Hilfen mit Geld.
Dazu gehört zum Beispiel die Assistenz.
Assistenz ist die Hilfe durch eine andere Person.
Eine Assistentin oder ein Assistent hilft Menschen mit Behinderung.
Jetzt kommen die Fragen von dem Interview.
Die Fragen sind immer fett gedruckt.
Bitte stellen Sie sich kurz vor
Ich heiße Wiebke Richter.Ich bin 55 Jahre alt.
Ich wohne in Regensburg.
Ich lebe seit meiner Geburt mit einer Behinderung.
Deshalb nutze ich einen Elektro-Rollstuhl.
Mein Beruf ist Psychologin.
Psychologin spricht man:
Psü-cho-lo-gin.
Eine Psychologin spricht mit Personen.
Zum Beispiel über ihre Gefühle und Probleme.
Als Psychologin arbeite ich
in einer Beratungs-Stelle für Menschen mit Behinderung.
Das heißt:
Zu uns kommen Menschen mit Behinderung, wenn sie eine Frage haben.
Zum Beispiel, welche Unterstützung sie bekommen können.
Außerdem bin ich Stadt-Rätin von der Partei Bündnis 90/Die Grünen.
Viele nennen die Partei auch nur:
Die Grünen.
Ich bin also Politikerin.
Und arbeite im Regensburger Stadt-Rat.
Der Stadt-Rat entscheidet viele wichtige Dinge für die Stadt.
Zum Beispiel:
Wofür geben wir als Stadt Geld aus?
Wie sind Sie zur Politik gekommen?
Ich interessiere mich sehr für die Lebens-Bedingungen von Menschen.
Das heißt:
Wie die Menschen leben.
Ich möchte, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben.
Und die gleichen Chancen.
Chancen spricht man:
Schon-ßen.
Alle Menschen sollen selbstbestimmt leben können.
Sie sollen selbst Entscheidungen für ihr Leben treffen können.
Und alle Menschen sollen in der Gesellschaft mitbestimmen können.
Sie sollen sagen können, was ihnen wichtig ist.
Ich finde es wichtig,
dass Menschen mit Behinderung in der Öffentlichkeit auftreten.
Und dass sie auch in der Politik sagen,
was ihnen wichtig ist.
Deswegen bin ich 2014
in die Partei Bündnis 90/Die Grünen eingetreten.
Ich setze mich dort für eine gute Gesellschaft ein.
Das mache ich zusammen mit meinen Partei-Kolleginnen
und Partei-Kollegen.
Gut heißt für uns:
Wir wollen eine vielfältige Gesellschaft.
Das heißt:
Alle Menschen gehören zu der Gesellschaft dazu.
Egal aus welchem Land sie kommen.
Oder welche Religion sie haben.
Und wir woll
Das heißt:
Alle Menschen haben die gleichen Möglichkeiten.
Und die gleichen Rechte.
Egal welches Geschlecht sie zum Beispiel haben.
Geschlecht heißt zum Beispiel:
Ist man eine Frau oder ein Mann?
Das Thema Umwelt-Schutz ist auch sehr wichtig für mich.
Und das Thema Klima-Schutz.
Klima ist das Wetter über eine lange Zeit.
Also zum Beispiel über 30 Jahre.
Für die Menschen ist es gefährlich,
wenn sich das Klima verändert.
Dann ist es zum Beispiel im Sommer sehr heiß.
Die Menschen können beeinflussen, ob sich das Klima verändert.
Wir müssen deshalb gut aufpassen.
Damit es auf der Erde nicht zu heiß wird.
Durch Hitze kann weniger Gemüse auf den Feldern wachsen.
Zum Beispiel, weil es lange nicht regnet.
Dann gibt es weniger Lebens-Mittel.
Tomaten sind zum Beispiel Lebens-Mittel.
Ich möchte:
Die Menschen sollen auch in der Zukunft auf der Erde leben können.
Deswegen ist es wichtig, dass wir auf unsere Umwelt aufpassen.
Und zum Beispiel keinen Müll in den Wald werfen.
Auch das ist wichtig:
Dass wir überall auf der Welt auf die Umwelt aufpassen.
Das heißt zum Beispiel:
Dass wir unseren Müll nicht in arme Länder schicken.
Das gehört für mich zu Gerechtigkeit dazu.
Sie setzen sich in der Politik dafür ein.
Deshalb arbeite ich in dieser Partei.
Welche Aufgaben haben Sie als Bezirks-Rätin
im Bezirks-Tag vom Bezirk Oberpfalz?
Ich nehme an den Sitzungen vom Bezirks-Tag Oberpfalz teil.
Eine Sitzung ist ein Treffen.
In einer Sitzung treffen sich alle Bezirks-Rätinnen und Bezirks-Räte.
Sie sprechen dann über wichtige Themen.
Ich bin auch noch in 2 Ausschüssen.
Ein Ausschuss ist eine Arbeits-Gruppe
zu einem bestimmten Thema.
Es gibt Ausschüsse zu vielen verschiedenen Themen.
Dort sind nicht immer alle Bezirks-Rätinnen und Bezirks-Räte.
Jede Bezirks-Rätin und jeder Bezirks-Rat
ist in verschiedenen Ausschüssen.
Denn jeder kennt sich mit einem anderen Thema gut aus.
In den Ausschüssen sitzen auch viele Fach-Leute.
Fach-Leute kennen sich mit einem bestimmten Thema sehr gut aus.
Die Fach-Leute sind keine Politikerinnen und Politiker.
Sie arbeiten zum Beispiel bei der Diakonie.
Das ist ein Verband.
Ein Verband ist so ähnlich wie ein Verein.
Ein Verband setzt sich für ein bestimmtes Thema ein.
Ich bin in diesen zwei Ausschüssen:
• im Sozial-Ausschuss und Teilhabe-Ausschuss
Dieser Ausschuss beschäftigt sich mit sozialen Einrichtungen.
Der Ausschuss trifft dann Entscheidungen.
Eine soziale Einrichtung ist zum Beispiel
ein Kranken-Haus.
Oder eine Beratungs-Stelle.
Zu einer Beratungs-Stelle können Menschen kommen,
wenn sie eine Frage haben.
• im Kultur-Ausschuss
Der Kultur-Ausschuss kümmert sich um verschiedene Projekte.
Zum Beispiel Musik-Workshops für Jugendliche.
Workshop spricht man:
Wörk-schop.
Oder die Musik-Akademie in Sulzbach-Rosenberg.
Sulzbach-Rosenberg ist ein Ort in der Oberpfalz.
Der Ort ist in der Nähe von der Stadt Amberg.
Eine Musik-Akademie ist ein Ort,
an dem Jugendliche Musik machen.
Und an dem sie viel über Musik lernen können.
Ich bin auch in der Jury für den Inklusions-Preis vom Bezirk.
Jury spricht man:
Schüri.
Eine Jury entscheidet, wer einen Preis gewinnt.
Den Inklusions-Preis bekommen Projekte,
die sich für die Inklusion einsetzen.
Inklusion heißt:
Menschen mit und ohne Behinderung leben
und arbeiten zusammen.
Welche Themen sind Ihnen besonders wichtig?
Ich habe viel mit dem Bezirk zu tun.
Das ist wegen meiner Arbeit bei der Beratungs-Stelle.
Und, weil ich selbst ein Mensch mit Behinderung bin.
Alle Menschen sollen Teil von der Gesellschaft sein.
Das ist mir sehr wichtig.
Und dass sie gleichberechtigt sind.
Das heißt:
Dass alle Menschen die gleichen Möglichkeiten haben.
Und die gleichen Rechte haben.
Ich will, dass auch Menschen mit Behinderung
ein selbstbestimmtes Leben haben.
Das heißt:
Dass sie selbst Entscheidungen für ihr Leben treffen können.
Dafür brauchen die Menschen Hilfe,
die genau zu ihnen passt.
Das heißt:
Sie sollen genau die Unterstützung kriegen,
die sie brauchen.
Zum Beispiel, wenn ein Mensch mit Behinderung ein Studium macht.
Dann braucht er oft eine Assistenz, wenn er in der Universität ist.
Auch eine gute Gesundheits-Versorgung in den Dörfern ist mir wichtig.
Das heißt:
Dass es in den Dörfern zum Beispiel
genug Ärztinnen und Ärzte gibt.
Drei Themen sind mir also am wichtigsten:
• Inklusion
• Pflege
• Barriere-Freiheit
Das heißt:
Es soll keine Hindernisse für Menschen mit Behinderung geben.
Zur Barriere-Freiheit gehören zum Beispiel
Aufzüge für Menschen im Rollstuhl.
Und Texte in Leichter Sprache
für Menschen mit Lern-Schwierigkeiten.
Welche Ziele haben Sie in Ihrer Amts-Zeit?
Der Bezirk kümmert sich vor allem um Menschen,
die Unterstützung brauchen.
Damit meine ich zum Beispiel diese Menschen:
• Menschen mit Behinderung
• Menschen mit einer psychischen Erkrankung
Eine psychische Erkrankung ist zum Beispiel
eine Angst-Störung.
Angst-Störung heißt:
Ein Mensch hat oft viel Angst.
Und kann deshalb nicht mehr so gut leben.
Aber andere Menschen verstehen den Grund für die Angst nicht.
• Menschen, die Pflege brauchen
Damit ist zum Beispiel Hilfe beim Waschen oder Duschen gemeint.
Aber auch beim Anziehen oder Ausziehen.
Ich bin überzeugt:
Menschen mit Behinderung und
Menschen mit einer psychischen Erkrankung wissen am besten:
Welche Hilfen brauche ich für mich?
Und können am besten für sich selbst entscheiden.
Ich möchte, dass es eine Arbeits-Gruppe mit diesen Menschen gibt.
Die Arbeits-Gruppe soll den Bezirk beraten.
Das heißt:
Die Menschen sollen dem Bezirk sagen,
was ihnen wichtig ist.
So sollen die Menschen mit Behinderung mehr mitsprechen können.
Und auch die Menschen mit einer psychischen Erkrankung.
Und mehr mitentscheiden.
Ich will auch, dass kulturelle Angebote barrierefrei sind.
Das heißt:
Dass man dort zum Beispiel mit einem Roll-Stuhl hinfahren kann.
Und die Menschen dann besser teilnehmen können.
Kulturelle Angebote sind zum Beispiel:
• Veranstaltungen
• Konzerte
• Theater-Stücke
Vor allem in den Dörfern kann man noch vieles besser machen.
Dort sind viele Veranstaltungs-Orte nicht barrierefrei.
Oft ist es auch schwer zu dem Ort von der Veranstaltung zu kommen.
Zum Beispiel, wenn ein Mensch im Roll-Stuhl sitzt.
Denn in viele Busse auf dem Land kann man nicht einsteigen.
Wenn man im Rollstuhl sitzt.
Ich will, dass mehr Busse auf dem Land barrierefrei sind.
Dafür möchte ich mich einsetzen.
Ich will die Unterstützung für Menschen mit Behinderung verbessern.
Dafür möchte ich,
dass mehr Menschen das Persönliche Budget bekommen.
Budget spricht man Bü-dschee.
Beim Persönlichen Budget bekommt
der Mensch mit Behinderung Geld vom Kosten-Träger.
Er bekommt das Geld direkt auf ein Bank-Konto.
Der Mensch mit Behinderung bezahlt dann damit seine Hilfen.
Also zum Beispiel die Assistenz, die er braucht.
Oder den Fahr-Dienst, den er braucht.
Bisher ist es sehr schwierig, das Persönliche Budget zu bekommen.
Man muss dafür einen Antrag ausfüllen.
Und alles dauert sehr lange.
Manche Menschen brauchen auch eine Budget-Assistenz.
Die Assistenz hilft dabei, den Antrag auszufüllen.
Und zu entscheiden, was man mit dem Budget macht.
Und wie man es benutzt.
Es ist wichtig,
dass Menschen diese Assistenz bekommen.
Eigentlich ist das auch so gedacht.
Aber in Bayern wird das bisher nicht so gemacht.
Das will ich ändern.
Sie haben mal gesagt:
Ich will Dinge ins Rollen bringen.
Was meinen Sie damit?
Auf einem Wahl-Plakat von mir
kann man den Spruch lesen:
Wiebke Richter bringt den Bezirks-Tag ins Rollen.
Ein Wahl-Plakat ist ein Plakat,
das die Parteien vor einer Wahl aufhängen.
Oder aufhängen lassen.
Zum Beispiel auf der Straße an einer Laterne.
Die Parteien machen damit Werbung für sich.
Sie wollen, dass viele Menschen das Plakat sehen.
Und die Partei dann wählen.
Ich habe selbst eine Behinderung.
Und habe deswegen schon viele Erfahrungen gemacht.
Die kann ich gut für meine Arbeit im Bezirk brauchen.
Ich habe einen anderen Blick auf den Bezirk.
Der Grund dafür ist auch meine eigene Behinderung.
Deshalb bin ich auch selbst von vielen Entscheidungen im Bezirk
betroffen.
Und verstehe die Sorgen von Menschen mit Behinderung
manchmal besser.
Ich will diesen besonderen Blick nutzen.
Und Dinge im Bezirk verändern.
Damit mehr Menschen in der Gesellschaft teilhaben können.
Und Menschen mit Behinderung besser unterstützt werden.
Das ist mit dem Spruch gemeint:
Wiebke Richter bringt den Bezirks-Tag ins Rollen.
Der Spruch ist auch ein Wort-Spiel.
Wort-Spiel heißt:
Und ist lustig gemeint.
Der Spruch hat zwei Bedeutungen:
• Wiebke Richter verändert viele Dinge im Bezirks-Tag.
• Wiebke Richter sitzt selbst im Rollstuhl.
Deshalb kann man sagen:
Wiebke Richter bringt den Bezirks-Tag ins Rollen.
Wie kann man Sie am besten erreichen?
Zum Beispiel, wenn man eine Frage hat?
Oder einen Wunsch?
Mich kann man am besten über meine E-Mail-Adresse erreichen.
Die E-Mail-Adresse ist:
Oder auf Facebook.
Facebook spricht man Fäis-buk.
Die Adresse von der Facebook-Seite ist:
https://www.facebook.com/Gruene.Wiebke/
Oder über das Handy.
0 17 95 19 02 28
Ich freue mich sehr, wenn Sie mir schreiben.
Ich will wissen, was Sie denken.
Und was Sie sich wünschen.
Das ist wichtig für meine Arbeit.
Sie helfen mir damit.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Mein größter Wunsch ist eine Gesellschaft,
an der alle Menschen teilhaben können.
Und die gleichberechtigt ist.
Egal ob ein Mensch eine Behinderung hat oder nicht.
Wir dürfen keine Menschen ausschließen.
Denn wir brauchen alle Menschen.
Damit wir friedlich zusammenleben können.
Und demokratisch.
Demokratisch heißt:
Alle Menschen dürfen in der Politik mitbestimmen.
Und es wird das gemacht,
wofür sich die meisten Menschen entscheiden.
Wenn nicht alle Menschen teilhaben, ist das schlecht für die Demokratie.
Wir haben für die Demokratie hart gekämpft.
Sie ist sehr wertvoll.
Deshalb wünsche ich mir mehr Möglichkeiten für Teilhabe.
Und zur Mitbestimmung.
Denn nur so funktioniert die Demokratie.
Ich werde mich in der Politik dafür einsetzen.
Übersetzung und barrierefreie Gestaltung
von sag’s einfach – Büro für Leichte Sprache, Regensburg.
Geprüft von der Prüfgruppe einfach g`macht, Abteilung Förderstätte,
Straubinger Werkstätten St. Josef der KJF Werkstätten g GmbH.
Die gezeichneten Bilder kommen von der © Lebenshilfe für Menschen mit
geistiger Behinderung Bremen e.V., Illustrator: Stefan Albers.
Das Foto vom Plakat kommt von Daniel Schubert.
Das Logo von Bündnis 90/Die Grünen kommt von den Grünen Regensburg.